Fulminanter Auftakt zur Foto-Ausstellung "Gesicht zeigen! Was erwachsene Kinder suchtkranker Eltern stark gemacht hat": Der örtliche Caritasverband hatte die von NACOA Deutschland e.V. konzipierte Wanderausstellung mit finanzieller Unterstützung des Landesjugendamtes sowie der "Old Tablers Bad Kreuznach" für eine Woche in die Bäderstadt geholt.
Zur Eröffnung begrüßte Frank Ohliger-Palm von der Caritas-Fachstelle Prävention auch im Namen des Caritasdirektors Dr. Jens Werner rund 50 Besucher - und das an einem Montagvormittag! Der Einladung des Caritasverbandes gefolgt waren unter anderem Landrätin Bettina Dickes, Marvin Jung als Leiter des Stadtjugendamtes sowie Christopher Karras und Katrin Freitag aus dem Netzwerk Kinderschutz von Stadt und Landkreis Bad Kreuznach.
Besonders erfreut zeigte Ohliger-Palm sich indes über den Besuch einer ganzen Berufsschulklasse: Gut 25 angehende Erzieherinnen und Erzieher nutzten die Gelegenheit, die Fotos und verschriftlichten Erfahrungen Betroffener auf sich wirken zu lassen.
In ihrer Ansprache lobte Nina Roth, Referatsleiterin "Suchtprävention" beim Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung, die Aktivitäten der Bad Kreuznacher Suchthilfe im Caritasverband. Ansonsten fasste sie sich bei ihren Grußworten eher kurz.
Vielmehr lieferte Roth eine fachlich fundierte und zugleich persönliche Hinführung zum Ausstellungs-Thema. Sehr plastisch schilderte sie, mit welchen besonderen Herausforderungen Kinder suchtkranker Eltern umgehen müssen - und weshalb überproportional viele von ihnen sich im Erwachsenenalter für suchtkranke Partner entscheiden.
Anhand weniger Zahlen zeigte die Fachkraft des Landesjugendamtes die gesellschaftliche Relevanz des Themas auf: "In einer Klasse mit 27 Kindern haben vier oder fünf ein alkoholabhängiges Elternteil", erläuterte sie. Hinzu kämen andere Süchte, darunter die noch verbreitetere Medikamentenabhängigkeit, so Roth weiter.
Spontan ordnete Nina Roth das Thema "Kinder suchtkranker Eltern" auch in den beruflichen Kontext von Erzieherinnen und Erziehern ein. Den anwesenden Auszubildenden erläuterte sie, wie sie deren künftige Rolle in der Arbeit mit KiTa-Kindern versteht.
Auch in der Woche nach der Eröffnung war die Ausstellung gut besucht: Sieben weitere Berufsschul-Klassen, Selbsthilfegruppen, etliche Fachleute und ebenso viele Laien zeigten Interesse. Der Blick ins Gästebuch verrät: So heterogen wie das Publikum war auch die individuelle Motivation der Besucher.
Dr. Jens Werner wertet dies als Beleg für den Erfolg: "Elterliche Suchterkrankungen und deren Auswirkungen auf die Kinder werden allzu oft aus Scham und aus Angst vor Stigmatisierung ‚totgeschwiegen‘ - wegen der hohen Dunkelziffer halte ich es für umso wichtiger, bei diesem Thema hinzuschauen."
Caritas-Mitarbeiter Frank Ohliger-Palm tut das - und er bietet konkrete Unterstützung an: Anfang Oktober startet in Bad Kreuznach eine neue Gruppe: "Erwachsene Kinder aus sucht- und psychisch belasteten Familien" treffen sich ab Montag, 6. Oktober (16:30 Uhr), monatlich. Zu den eineinhalbstündigen Treffen jeweils am ersten Montag im Monat sind alle ab 18 Jahren eingeladen, deren Eltern sucht- oder psychisch krank sind oder waren!
- Mehr über die Suchthilfe des örtlichen Caritasverbandes und zur neuen Gruppe für erwachsene Kinder sucht- oder psychisch belasteter Eltern auf www.caritas-rhn.de/Sucht.
- Infos über den NACOA e.V., der die Ausstellung konzipiert hat, auf www.nacoa.de.