Am 9. November 1897 gründete eine kleine Gruppe katholischer Sozialreformer unter Führung des Priesters Lorenz Werthmann den Deutschen Caritasverband. In Zeiten großer Armut war es das Ziel, Menschen in Not zu helfen und dafür verschiedene katholische soziale Hilfsangebote zu vereinen.
Caritas-Direktorin Victoria Müller-EnselCaritas
125 Jahre später zeichnet sich die Caritas in Deutschland durch ein das gesamte Bundesgebiet umfassendes Netzwerk aus. In unterschiedlichen Organisationsformen engagieren sich Menschen haupt- oder ehrenamtlich für diejenigen, die Unterstützung benötigen.
Werthmann sah neben der zentralen Aufgabe des Organisierens - ein Netzwerk der Hilfen zu knüpfen, Kräfte zu bündeln und so Synergieeffekte zu schaffen - auch die wichtigen Aufgaben, "zu studieren und zu publizieren". Studieren hieß für den Gründer, dass Nächstenliebe "nicht allein Übung eines warmfühlenden Herzens" ist, sondern dass es der fachlichen Kompetenz und der professionellen Rationalität bedarf. Die heutige Caritas ist mit einer Vielzahl von Diensten multiprofessionell aufgestellt.
Mit dem "Publizieren" verband Werthmann das Ziel, ein "allgemeines Caritas-Bewusstsein" zu schaffen. Neben der Professionalisierung ihrer Arbeit ist es den Caritasverbänden bis heute ein Anliegen, ein "allgemeines Caritas-Bewusstsein" zu schaffen. Mit der jeweiligen Jahreskampagne setzt der Deutsche Caritasverband hierzu Akzente. Unter dem Slogan #DasMachenWirGemeinsam wird in diesem Jahr darauf hingewiesen, dass es zur Überwindung von Armut und Ausgrenzung gerade während und nach den Erfahrungen der Pandemie eine Bündelung von Initiativen zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhaltes braucht. Dem Gründungsauftrag entsprechend wird die Zusammenarbeit in den Mittelpunkt gestellt. In einer Zeit von Individualismus und Lobbyismus steht in der Jahreskampagne das Gemeinsame im Vordergrund. Akteure zusammenzubringen und Allianzen zu schmieden, um vermeintlich unüberbrückbare Gegensätze wie Sicherheit und Freiheit, Heimat und Vielfalt aber auch Eigenverantwortung und finanzielle Absicherung zu überwinden, ist eine zentrale Aufgabe.
In einer Zeit, in der eine Krise der anderen folgt, sollten wir uns auf einen wertschätzenden Umgang, auf ein konstruktives Miteinander und eine kluge Gestaltung unserer Gesellschaft besinnen. Oder - in den Worten Werthmanns - "ein allgemeines Caritas-Bewusstsein" schaffen.